Der Müller
Technik aus vergangener Zeit, die noch heute fasziniert. und was die Mühlen immer waren, stille Botschaft vom Sinn und Ziel des Lebens, die niemals alt wird. Die Steinmühle in Ottrau Schorbach in der Schwalm - ein Ort, an dem Vergangenheit lebendig ist.
Der Müller - Jeder Mensch hat seine Mühle, mahlt und wir gemahlen. Jeder Mensch muß irgendwie ein Müller sein. "Grobe Leute sind die Müller gewesen, grob wie die Mahlsteine. Aber wer sie kennt, der weiß, dass sie noch etwas anderes als nur grob waren. Sie betrieben ihr Geschäft des Kornmahlens mit einer seltsamen Ehrfurcht und übten das scheinbar so einfache wie eine Kunst.
Sie waren in allen Handwerken zu Hause. Sie waren grob und kunstsinnig, sie verstanden das Wasser, das Korn und die Bauern. Sie waren ein seltsames Geschlecht, zauberhaft, weil sie die Ernte des Jahres zwischen die Steine schütteten, weil sie das lebendige Korn zur Speise umwandelten, aber auch zauberhaft in ihrer Unruhe, die mit den Wellen das Baches zum Flusse, zum Strom, zum Meere eilte, die in den seßhat Gewordenen weiterwirkte und rauschte in ihren Liedern, Sprüchen und Geschichten, von denen sie voll und prall waren wie ein Sack voller Körner."
Man muss die Mühle, das Mahlwerk, den Bach, das Räderwerk und auch die Sägen auf sich wirken lassen, wenn man verstehen will, warum Dichter und Maler die Mühle und die Menschen, die zu ihr gehören, so oft besungen und in ihren Bildern für immer festgehalten haben.
Aus Stefan Andres "Die unsichtbare Mauer" (gekürzte Fassung),
Piper Verlag, München Alte Technik
Die Mühle wurde 1592 zum ersten Mal erwähnt. Seit 1850 ist sie im Besitz der Familie Kurz. Der Vater von Konrad Kurz hat die Mühle 1927 umgebaut und die Mahlsteine durch Walzenstühle ersetzt. Das Getreide der Landwirte wurde gegen Lohn gemahlen und als Mehl, Schrot oder Grieß auf dem mit Pferden bespannten „Müllerwagen“ in die umliegenden Dörfer zurück geliefert.
Seit dem Jahr 1880 war der Mühle eine Säge angegliedert, die ebenfalls vom Mühlrad angetrieben wurde. 1940 wurde diese Säge zu einem Vollgatter mit mehreren Sägeblättern ausgebaut und dazu eine Werkstatt angegliedert, die es ermöglichte, alle Wartungsarbeiten an der Säge und in der Mühle selbst auszuführen. Der damalige Müller Martin Kurz erstellte die Erweiterung des Sägegatters und einige der Werkstattmaschinen in Eigenarbeit. So ist das Sägegatter ein absolutes Unikat, das man in keinem Sägewerk sonst sehen kann. Unter anderem wurden alte Auto- und Motorradgetriebe zum Einbau in die Werkstattmaschinen genutzt, die bis zum heutigen Tage „wie geschmiert“ laufen.
Im Jahr 1928 wurden zwei Dieselmotoren angeschafft, die die Mühle bei wenig Wasserführung von Grenf und der Schorbach unterstützten. Bereits im Jahre 1963 musste die unterhalb der heutigen gelegene zweite Mühle der Familie Schultheiß stillgelegt werden. Im Jahr 1968 übernahm Konrad Kurz die Mühle von seinem Vater. Er hat das Müllerhandwerk von Grund auf gelernt und die Mühle noch zehn Jahre weitergeführt bis sich nach zwei schlechten Erntejahren der Betrieb nicht mehr rentierte.
Inzwischen ist die Mühle ein lebendiges Museum geworden. Alle Geräte sind voll funktionsfähig und werden zu Vorführungszwecken gerne in Betreib genommen und erklärt.
Im Februar 2001 wurde ein Förderverein gegründet, der es sich zum Zweck gemacht hat, die Familie kurz bei der Erhaltung dieses einmaligen Museums zu unterstützen. Eine seiner Aufgaben ist die Ausrichtung des Mühlenfestes, das jedes Jahr am Deutschen Mühlentag, dem Pfingstmontag, stattfindet. An diesem Tag gibt es stündlich kostenlose Mühlenführungen und man kann bei guter Bewirtung und Unterhaltung für Groß und Klein eine schöne Zeit verbringen und die romantische Umgebung auf sich wirken lassen.
Die Außenanlage der Steinmühle (Sägewerk und Wasserrad) kann zu jeder Zeit frei besichtigt werden. Die Besichtigung der gesamten Anlage (Sägewerk, Reparaturwerkstatt, Wasserrad u. Getreidemühle) ist nach Absprache möglich. Führungen sind für Gruppen ab 10 Personen nach Voranmeldung möglich. Die Führung dauert ca. 40 Minuten. Inventurliste von 1639
In der Inventurliste, erstellt 1639 um den Schaden des langen Krieges festzustellen, steht: „Johannes Wepplers Witwe wohnt in einer Mühle, hat aber Nichts mehr. Die Mühle ist am zusammengefallen und die Güter liegen wüst.“ Im Kirchenbuch findet sich folgende Notiz: „Am 14.03.1651 wurde Margreth, die alte Steinmüllerin 75 Jahre alt,…
Zum Tod von Conrad Kurz * 10.02.1839 †06.03.1894
Als am vergangenen Sonntag die Glocken (unserer Kirche) die hiesige Gemeinde zum Haus des Herren (riefen, lag) einer ihrer Mitbrüder hoffnungslos darnieder. (Es war der) eben zu Stiller Grabesruhe gebettete Conrad Kurz. (Derselbe) ging bald ein zum Haus des Herren; doch nicht (ins) irdische, sondern in das Himmelreich, wo Gott…
Die Namensentwicklung der Oberen und Unteren Steinmühle
1419 Steynbuckelsmolen (Grimm III, S. 333) 1467 Steinbockelsmoeln 1568 Steinbuckers Mühl 1592 Steinmull 1776 Steimühle Seit 1776 bestehen eine Oberste und eine Unterste Steinmühle. Sie waren damals keine Bannmühlen. Die Untere Steinmühle hat den Mahlbetrieb 1960 eingestellt. Die Oberste Steinmühle hat das Holzsägen und den Mahlbetrieb 1978 eingestellt.
Die Müller der Unteren Steinmühle
1754 Richenbach, Johannes Steinmüller 1815 Stein, Georg Steinmüller 1836 Stein, Elisabeth Erbtochter heiratet 1836 Kurz, Hans-Heinrich aus Hauptschwenda heiratet 1867 Kurz, Johann-Georg heiratet 1880 Kurz, Johann-Georg – Bankrott? heiratet ???? Merle ? 1900 Schultheis, Georg aus Schorbach heiratet 1940 Schultheis, Heinrich 1940 Schultheis, Anna – Ehefrau Steinmüllerin 1946 Schultheis, Anna…
1718 April 4: Ehevertrag für Einheirat in die Bingartes-Mühle
Kund und zu wißen seye hiermit männiglichen, daß auß christlichem vertrauen und freundschafft, besonders aber zu fortpflantzung menschlichen geschlechts heut unten dato nachfolgender ehepact unterredet und geschloßen worden alß: Erstl. nymbt Andreas Schmitt auß der Steinmühl bey Schorbach Johannes Sprugs seel. auß der Biengärtner Mühle bey Hersfeld eheleibl. tochter Anna…
Die Müller der Oberen Steinmühle
1580 Andres, Henn Steinmüller 1639 Weplers, Johannes Rilictia Steinmüller 1656 Weppler, Johannes Steinmüller 1688 Weppler, H. Steinmüller 1698 Weppler, Anna-Kunigungde Erbtochter 1698 Quehl, Johan Wigand aus Weißenborn Steinmüller 1741 Quehl, Johan Heinrich Steinmüller 1770 Quehl, Johannes Steinmüller 1810 Quehl, Jacob Steinmüller 1840 Quehl, Elisabetta Erbtochter 1867 Kurz, Johann Curt aus…
Die Kinder von Konrad und Elisabeth Kurz
Konrad und Elisabeth hatten insgesamt neun Kinder, von denen allerdings nur fünf das Erwachsenenalter erreichten. Nikolaus kurz Anna Barbara kurz Anna Maria kurz Johannes kurz Johannes war verheiratet in Hagen Westfalen ist in der Steinmühle verstorben. Heinrich kurz Heinrich war verheiratet in Lingelbach. Anna Barbara kurz Anna Maria kurz Johannes…
Die Obere Steinmühle bis zum Jahr 1927
Antrieb: Wasserrad Übersetzung: Gussräder mit Holzrahmen Getreidereinigung : Eine Windfege Vermahlungsmaschine: Ein Steinmahlgang Siebmaschine: Ein Sechskantsichter Das Getreide wurde mit der Windfege gereinigt und anschließend auf den Trichter des Steinmühlganges geschüttet, hier wurde es gemahlen. Das Mahlgut lief gleich in die Siebmaschine, das Mehl fiel in den Mehlkasten und wurde…
Geographie
Die Steinmühlen -
Die obere Steinmühle wurde erstmals im Jahr 1419 als Steynbuckelsmolen erwähnt. Sie hat nur kurz das Wasser der Schorbach zum Antrieb der Mühle genutzt. Der größere Hof Richenbach am Rande des Sebbels gelegen hat das Wasser der Grenf für seine Zwecke genutzt. In den 1750er Jahren hat ein Johannes Quehl Teile der jetzigen Oberen Steinmühle gebaut und ein Johannes Richenbach die Untere Steinmühle. Beide haben das Wasser der Grenf und der Schorbach genutzt. Die obere Steinmühle hatte zwei Wasserräder, eines zum Antrieb der Getreidemühle und eines zum Antrieb einer Säge und einer Ölmühle. Die untere Steinmühle hatte ein Wasserrad zum Antrieb einer Getreidemühle. Sie wurde im Jahr 1960 stillgelegt. Die obere Steinmühle hat bis zum Jahre 1978 Getreide gemahlen und Holz gesägt.