Technik aus vergangener Zeit, die noch heute fasziniert. und was die Mühlen immer waren, stille Botschaft vom Sinn und Ziel des Lebens, die niemals alt wird. Die Steinmühle in Ottrau Schorbach in der Schwalm – ein Ort, an dem Vergangenheit lebendig ist.
Der Müller – Jeder Mensch hat seine Mühle, mahlt und wir gemahlen. Jeder Mensch muß irgendwie ein Müller sein. „Grobe Leute sind die Müller gewesen, grob wie die Mahlsteine. Aber wer sie kennt, der weiß, dass sie noch etwas anderes als nur grob waren. Sie betrieben ihr Geschäft des Kornmahlens mit einer seltsamen Ehrfurcht und übten das scheinbar so einfache wie eine Kunst.
Sie waren in allen Handwerken zu Hause. Sie waren grob und kunstsinnig, sie verstanden das Wasser, das Korn und die Bauern. Sie waren ein seltsames Geschlecht, zauberhaft, weil sie die Ernte des Jahres zwischen die Steine schütteten, weil sie das lebendige Korn zur Speise umwandelten, aber auch zauberhaft in ihrer Unruhe, die mit den Wellen das Baches zum Flusse, zum Strom, zum Meere eilte, die in den seßhat Gewordenen weiterwirkte und rauschte in ihren Liedern, Sprüchen und Geschichten, von denen sie voll und prall waren wie ein Sack voller Körner.“
Man muss die Mühle, das Mahlwerk, den Bach, das Räderwerk und auch die Sägen auf sich wirken lassen, wenn man verstehen will, warum Dichter und Maler die Mühle und die Menschen, die zu ihr gehören, so oft besungen und in ihren Bildern für immer festgehalten haben.
Aus Stefan Andres „Die unsichtbare Mauer“ (gekürzte Fassung),
Piper Verlag, München